„Wir verabschieden heute jemand ganz Besonderen“, sagte Bürgermeister Henning
Dierks am vergangenen Donnerstag bei der Verabschiedung von Herbert Brunßen im
Kuppelsaal des Hauses Brandstätter. Das zeige sich schon daran, das selten so
viele Kolleginnen und Kollegen bei einer solchen Veranstaltung dabei gewesen
wären, wie bei der für den Jeddeloher: Es waren ungefähr so viele wie seine
Berufsjahre – und das waren 51, in denen er mehr als 30 Jahre den Baubetriebshof
der Gemeinde leitete. „Der Baubetriebshof ist das Gesicht der Gemeinde, weil er
ihre Außenbereiche pflegt und dadurch in der Bevölkerung sehr präsent ist. Sie
haben den Bauhof immer gut durch die Zeit gelotst“, lobte der Bürgermeister den
frischgebackenen Pensionär, bei dem er sich für dessen Dienste bedankte.
Für Straßenbeleuchtungskataster eingestellt
Dabei war es einem Zufall geschuldet, dass Herbert Brunßen insgesamt sogar 39
Jahre für die Gemeinde tätig gewesen ist. Oder genauer gesagt: einem Mitarbeiter
des Arbeitsamtes. „Ich habe bei einer Elektrofirma gearbeitet und Richtung
Weihnachten gab es meistens nicht genug Aufträge. Deshalb mussten wir uns immer
zwei bis drei Monate arbeitslos melden. Das wollte ich ändern und der
Mitarbeiter vom Arbeitsamt erzählte mir dann, dass die Gemeinde Bad Zwischenahn
einen Ingenieur für die Erstellung eines Straßenbeleuchtungskatasters sucht und
ich das als Meister genauso gut könnte“, erklärt der
Elektroinstallateursmeister. Daraufhin bewarb er sich und wurde 1985 im Zuge des
Arbeitsförderungsgesetzes befristet eingestellt.
Während dieser befristeten Tätigkeit habe er „zwischendurch“ auch schon die
Straßenbeleuchtung repariert, sich um die Elektrik in gemeindeeigenen Gebäuden
gekümmert oder Haushaltsgeräte in Flüchtlingsunterkünften repariert, berichtet
Brunßen, der in Varel geboren wurde und in Jeddeloh I in der Gemeinde Edewecht
wohnt. „So schlecht muss ich nicht gewesen sein, denn nach etwa elf Monaten
wurde mir nahegelegt, fest zu bleiben“, sagt der 66-Jährige lachend. Fortan war
seine Aufgabe als Mitarbeiter für Wegeinstandsetzung im Baubetriebshof vor
allem, dass die Straßen in Bad Zwischenahn ausreichend beleuchtet sind: „Ich
kann behaupten, dass ich mir schon jede Straßenbeleuchtung in der Gemeinde
angesehen habe.“ Aber auch die Kontrolle von Straßen und Spielplätzen gehörte zu
seinen Aufgaben.
Mit Entscheidung für Gemeinde sehr zufrieden
1990 ging dann der damalige Leiter des Baubetriebshofes in den Ruhestand und
Herbert Brunßen wurde gefragt, ob er den Job übernehmen will. Die Entscheidung
habe er sich aber nicht leicht gemacht, erinnert sich der Elektromeister: „Ich
hatte vorher schon im Hinterkopf, mich selbstständig zu machen und der Inhaber
der Firma, in der ich vorher gearbeitet habe, wollte mir seinen Betrieb aus
Altersgründen überlassen.“ Die Aussicht auf einen sicheren Job mit geregeltem
Einkommen hätten letztlich aber den Ausschlag zugunsten der Gemeinde Bad
Zwischenahn gegeben. Diese Entscheidung habe er nicht nur nicht bereut, sondern
sei damit sogar sehr zufrieden, sagt Herbert Brunßen, der 1998 auch noch die
Ausbildung zum Betriebswirt abgeschlossen hat.
Baubetriebshof hat sich stark gewandelt
In seinen mehr als 30 Jahren als Leiter habe sich auch allerhand gewandelt,
berichtet der 66-Jährige. Als er den Baubetriebshof übernommen hat, hätten dort
18 Personen und sehr wenige gelernte Handwerker gearbeitet. Mittlerweile sind es
inklusive der Auszubildenden mehr als 50. Und mit der Zeit seien immer mehr
Handwerker und eine eigene Schlosserwerkstatt hinzugekommen. Zudem habe es
damals auch kaum Bagger und andere Maschinen gegeben: „Damals haben wir Gräben
noch per Hand mit der Schaufel geöffnet.“
Diese und weitere Veränderungen habe Herbert Brunßen als „Ruhepol“ und „Fels
in der Brandung“ begleitet, berichtet die stellvertretende Werkleiterin Martina
Gundermann, die gemeinsam mit Michael Westerholt als technischem Leiter die
Aufgaben des 66-Jährigen übernehmen wird: „Er behält auch in schwierigen Zeiten
die Ruhe. Seine Devise lautet: Warten wir erstmal ab, was kommt, bevor wir
verzweifeln.“ Das habe sich zum Beispiel bezahlt gemacht, als der Baubetriebshof
vom Eigenbetrieb in den kommunalen Haushalt eingegliedert werden sollte und man
nicht gewusst habe, wie der Bauhof verändert wird, erzählt Gundermann. Daher
habe sie sich diese Einstellung bei Herbert Brunßen abgeschaut.
Kollegial und mit trockenem Humor
Darüber hinaus sei der 66-Jährige sehr kollegial, so Gundermann weiter. Das
bestätigt auch der Ex- Bauhofmitarbeiter Herbert Bruns, der zum 1. Januar in den
Ruhestand gegangen ist: „Ich habe ihn nie als Chef gesehen, sondern eher als
Kollegen. Er hat alle Kollegen auf Augenhöhe behandelt und man konnte immer
Vorschläge machen.“ Außerdem sei es ihm zu verdanken, dass die Maschinen des
Bauhofs auf dem neuesten Stand sind, lobt der ehemalige Baggerfahrer.
Ferner habe Herbert Brunßen „einen guten, sehr trockenen Sinn für Humor“,
sagt seine Nachfolgerin: „Als er gefragt wurde, wie er verabschiedet werden
möchte, hat er nur geantwortet: ,Pompös!‘“ Außerdem habe er immer einen Spruch
von Konfuzius oder Loriot parat. Trotz aller Kollegialität habe Herbert Brunßen
sich aber auch durchsetzen können: „Wenn er als Chef klare Kante zeigen musste,
dann ist er auch aufgestanden – und mit seinen zwei Metern macht er schon was
her“, sagt Martina Gundermann lachend.
Noch keine konkreten Pläne für Ruhestand
Am meisten werde er seine Kollegen vermissen, so Herbert Brunßen, der für
seinen Ruhestand noch keine konkreten Pläne gemacht hat. „Ich habe einen großen
Garten, da kann ich viel machen. Und ich werde sicher auch was Handwerkliches
auf die Beine stellen. Ich habe schon als Kind zu Hause immer was gebastelt und
wusste früh, dass ich Elektriker oder Autoschlosser werden will“, sagt der
66-Jährige. „Ansonsten werde ich schauen, was sonst noch so kommt.“ Er könne
sich auch gut vorstellen, sich ehrenamtlich zu engagieren.