Mit guter Ausbildung und großen Erwartungen kam Moustafa Ark Sousi nach langer Flucht aus Syrien im August 2014 in der Landesaufnahmebehörde Friedland an. Zwei Monate später fand er sich mit acht Landsmännern in einer gemeindeeigenen Wohnung in der Gemeinde Bad Zwischenahn wieder. Aus der quirligen 5,5 Mio.-Einwohner-Stadt Damaskus kommend, war es im mehrfachen Sinne ein Kulturschock. Er hatte - wie so viele - dem Gerücht geglaubt, dass hier alle Ankömmlinge mit Haus oder Wohnung und Job aufgenommen werden. „Besonders habe ich mich aber gewundert, dass die Netzverbindungen teilweise sehr schlecht sind“, sagt der heute 27-Jährige, der in Syrien bereits Informatik studiert hatte. Das sei anfangs die einzige Verbindung zur Familie und Heimat gewesen.
Dank sofortiger und sehr guter Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern ging es gleich mit dem Deutschunterricht los. Davon, dass sein Abitur und Studium hier nicht anerkannt wurden, ließ sich Moustafa Ark Sousi nicht entmutigen. Schon 10 Monate später konnte er im August 2015 bei Edeka in Rostrup mit der Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann beginnen. Ab September zog er in eine eigene kleine Wohnung und arbeitete neben der Ausbildung noch als Aushilfe in der Gastronomie.
Die drohende Abschiebung konnte durch die Erteilung einer bis September 2020 gültigen Aufenthaltserlaubnis abgewendet werden. Danach möchte er die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen, da er für sich in Syrien keine Zukunft sieht.
„Ich habe fünf Monate in einer deutschen Familie gewohnt, das ist wie eine zweite Familie. Durch die Arbeit bei Edeka habe ich auch viele Menschen kennengelernt und besser Deutsch gelernt“, erzählt Moustafa Ark Sousi. Über den Kampfsportverein Tora, in dem er seit 4 Jahren Mitglied ist, habe er ebenso wie über die Berufsschule viele Freunde gefunden. Rückblickend sei er froh, hier bei so vielen offenen und hilfreichen Menschen und nicht in einer anonymen Großstadt gelandet zu sein.
Mit viel Fleiß und Ehrgeiz hat er im vergangenen Jahr seine Ausbildung abgeschlossen und ist dort weiterhin als Einzelhandelskaufmann beschäftigt. Seitdem kann er ohne Leistungen des Amtes leben. Parallel dazu hat er an der Fachoberschule Wirtschaft das Fachabitur bestanden und startete am 1. August ein duales Studium der Wirtschaftsinformatik.
Mittlerweile konnten seine Mutter und der ältere Bruder – der eine Ausbildung zum LKW- und Busfahrer macht – nachziehen. Der Vater lebt noch in Syrien.
Der Hauptsachbearbeiter im Bereich Asyl des Amtes für Arbeit und Soziales der Gemeinde Bad Zwischenahn freut sich über das Beispiel einer gelungenen Integration. Er möchte diesbezüglich nicht unerwähnt lassen, dass in erster Linie das gemeinnützige Engagement vieler ehrenamtlicher Helfer und nicht zuletzt die Eigeninitiative und die Bereitschaft von Ark Sousi zu dieser positiven Entwicklung beigetragen haben.