Die für drei Monate vorgesehene Probephase der Durchfahrtunterbrechung wird nicht fortgeführt. Diese Entscheidung hat Bürgermeister Henning Dierks dem Gemeinderat in einer nicht öffentlichen Sitzung am 23.05.2023 mitgeteilt. Ausschlaggebend sind die zahlreichen Wendemanöver auf der westlichen Seite der Durchfahrtunterbrechung, die zu einer Gefährdung insbesondere der Radfahrer führen.
Nach der Beschlusslage des Rates vom 13.12.2022 sollte nach drei Wochen der Probephase eine Auswertung erfolgen und aus verkehrsbehördlicher Sicht über die Fortführung der Probephase entschieden werden. Der Verkehrsplaner Lothar Zacharias, Mitarbeiter des Tiefbau- und Grünflächenamtes sowie der Bürgermeister haben an den zurückliegenden drei Sonntagen die Auswirkungen aus verkehrlicher Sicht beobachtet. Sie sind im Ergebnis zu folgender Bewertung gekommen:
• Mit der Durchfahrtunterbrechung konnten die Rückstaus bei der Ausfahrt in die Oldenburger Straße in Richtung Osten verringert werden. Zudem wurde damit die Einfahrt in die Straße Am Hogen Hagen erleichtert, was zu weniger verkehrsgefährdenden Situationen geführt hat.
• In der Straße In der Horst sind die Rückstauungen ebenfalls reduziert worden. Damit sind auch die Beeinträchtigungen für den Radverkehr an der Einmündung In der Horst/Georgstraße/Peterstraße reduziert worden.
• Es hat keine Überlastungserscheinungen auf der Georgstraße oder auf der Entlastungsstraße beim Rechtsabbiegen Richtung Georgstraße gegeben.
• Fußgänger und Radfahrer konnten sich deutlich besser auf der Achse In der Horst bewegen.
• Die Straße Auf dem Winkel ist nicht übermäßig während der Durchfahrtunterbrechung befahren worden.
• Eine gute Auslastung der Parkplätze im Ortskern war an den Sonntagen gegeben. Am zweiten Sonntag waren die Stellplätze „Ortseingang Ost“ (Teelmann, Strandpark, Am Heldenhain) zeitweise alle belegt, so dass die Beschilderung auf der LED-Tafel hierauf hingewiesen hat.
• Festgestellt wurden viele Wendemanöver an der Durchfahrtunterbrechung, insbesondere von der Straße In der Horst kommend. Diese waren aufgrund des hohen Radverkehrsaufkommens teilweise sehr gefährlich. Insbesondere dann, wenn mehrere Fahrzeuge zeitgleich vor die Unterbrechung gefahren sind. An dieser Stelle ist auch am wenigsten rücksichtsvolles Verhalten zu erkennen gewesen. PKW-Fahrer sind oftmals frühzeitig auf den Radfahrstreifen zum Wenden ausgewichen und haben diesen blockiert. Einige Radfahrer mussten anhalten, zeitgleich sind andere Radfahrer mit hoher Geschwindigkeit an den wendenden PKW vorbeigefahren. Es ergaben sich gerade beim Rückwärtsfahren der PKW kritische Situationen.
• Es gab dennoch im ganzen Zeitraum keinen Unfall.
• Am ersten Sonntag gab es allein 283 Wendemanöver vor der Unterbrechung von In der Host kommend. Am zweiten Sonntag waren es 339. Von der Straße Am Hogen Hagen kommend waren es am ersten Sonntag lediglich 38 und am zweiten Sonntag 80 Wendemanöver. Zu dem dritten Sonntag liegen keine Zahlen vor, sie werden aber nach den Beobachtungen ähnlich hoch sein.
• In Einzelfällen missachteten Motorradfahrer die Durchfahrtunterbrechung und fuhren auf dem Radfahrstreifen daran vorbei. In ganz wenigen Fällen fuhren auch PKW an der Unterbrechung auf dem Radfahrstreifen vorbei.
• In einem Fall fuhr ein Reisebus vom Ortskern kommend bewusst vor die Durchfahrtunterbrechung. Diese wurde schließlich geöffnet, um ein Zurücksetzen des Busses zu vermeiden.
Fazit:
Die Ortsdurchfahrtunterbrechung hat zu der gewünschten Verkehrsberuhigung auf der „Meile“ geführt. Die Aufenthaltsqualität für Radfahrer und Fußgänger konnte gesteigert werden. Größere verkehrliche Probleme haben sich an den neuralgischen Punkten während der Probephase nicht ergeben.
Aufgrund der sehr hohen Zahl der Wendemanöver vor der Ortsdurchfahrtunterbrechung und der damit einhergehenden Gefährdungen insbesondere der Radfahrer wird die Probephase jedoch nicht fortgesetzt.
Trotz der guten und nach dem ersten Sonntag verbesserten Ausschilderung und frühzeitigen ausführlichen Informationen zur Ortsdurchfahrtunterbrechung (Internet, Presse, Flyer usw.) ließen sich die Wendemanöver im Verlauf der Probephase nicht reduzieren. Auch können aufgrund des begrenzten Straßenraumes keine anderen baulichen Veränderungen vorgenommen werden, die eine Reduzierung der Gefährdungslage versprechen lassen. Ein Versetzen der eigentlichen Durchfahrtunterbrechung ist ebenfalls nicht sinnvoll bzw. möglich.
In einer der kommenden Sitzungen des Straßen- und Verkehrsausschusses nach der Sommerpause wird eine Gesamtanalyse einschließlich der wirtschaftlichen Auswirkungen der Ortsdurchfahrtunterbrechung vorgenommen und über das weitere Verfahren in dieser Sache entschieden.
„Die frühzeitige Beendigung der Probephase ist mir nicht leicht gefallen. Das angestrebte Ziel der Verkehrsberuhigung auf der Meile wurde erreicht, der Ort war dennoch gut frequentiert und das von einigen prognostizierte Verkehrschaos ist ausgeblieben. Gleichwohl stellen die zahlreichen Wendemanöver eine Gefährdungslage dar, die nicht ignoriert werden darf. Da verschiedene Nachbesserungen nicht gegriffen haben und weitere Alternativen nicht vorhanden sind, musste ich diese Entscheidung fällen. Die Verkehrssicherheit hat höchste Priorität“, begründet Bürgermeister Henning Dierks die Maßnahme.